In Rußland gibt es keine Straßen, nur die Richtungen

Das sind Worte von Napoleon, dessen Heer anfangs des XIX. Jahrh. nicht weiter als bis Moskau vordringen konnte.
Und der Autor aus dem XVI. Jahrh. (der bekannte Sigismund Freiherr von Herberstein, ein österreichischer kaiserlicher Rat und Gesandter am Russischen Hof) schreibt Folgendes:
Der Gesandte hat sich am 14. Dezember 1515 vom Elsass nach Moskau begeben. Er fuhr über das Land der Markgrafen von Baden, durch das Herzogtum von Württemberg, über die Reichsstädte Esslingen und Ulm. Er benutzte die noch teilweise erhaltenen Straßen, welche von den alten Römern gebaut wurden, und nutzte auch die Wege, die schon im Mittelalter bekannt waren. (Siehe „Russisches Stuttgart N 11/112 2020“)


Zwei Wintermonate lang fuhren er und seine Mitreisenden in Kutschen. Doch je östlicher sie vorankamen, desto kälter wurde es. Die Räder sind im hohen Schnee stecken geblieben. Man war nun auf Schlitten angewiesen.
„Bevor wir am 11. Februar 1516 aus Krakow abfahren konnten, mußten unsere Kutschen schneetauglich gemacht werden. So hatte einer unserer Mitfahrer, ein italienischer Kutscher erfahren, dass die Kutschen auf Schlitten befestigt werden können. Da der italienische Kutscher noch nie eine solche Schlittenkutsche gelenkt hatte, ist das Gefährt mit seinem Herrn-bevor sie überhaupt aus der Stadt herausgefahren waren-zweimal zur Seite gekippt. Als ich an dieser Stelle vobeikam, fand ich ihn in Todesangst, und er fragte mich: „Was passiert mit mir weiter?“ Ich nahm ihn in meine Schlittenkutsche, und wir kamen weiter voran, Gott sei Dank. Ich heuerte einen polnischen Kutscher mit zwei Pferden an.“
Der weitere Weg führte die Reisenden über den zugefrorenen Fluss Dwina: „Wir fuhren 16 Meilen weit auf den Spuren der Einheimischen durch den vereisten Fluss. Ich schickte meinen Diener zum Bauernhaus, das am Ufer stand, damit er sich erkundige, wie sicher die Weiterfahrt sei. Da zur Mittagszeit das Eis schnell abtaute, ist unser Bote beim Ufer durch das Eis ins Wasser gesunken. Wir haben ihn dann mit der großer Mühe aus dem Wasser herausgeholt.
Es gab auch Situationen, wo das Eis beidseitig des Weges abgetaut war, so dass nur eine Fahrrinne von einer Schlittenbreite geblieben ist, und wir fuhren dort in großer Angst und Gefahr gleichsam wie über eine Brücke.”
Weiter in Richtung Nord-Osten herrschte ein kälteres Klima. Die Reisebedingungen waren nun folgende: “Im Winter reißt man hier wie in vielen Teilen Rußlands allermeißt in Artachen. Artach (Narty) ist ein Holz wie ein Brett, eine Hand breit geschnitten und ungefähr 6 Spannen lang, vorn ein wenig erhoben, und in der Mitte mit etwas erhöhten Rändern, wo man den Fuß hineinsetzt; in den Rändern sind Löcher, damit man den Fuß anbinden kann.
Wenn dann der Schnee hart wird, fährt man darauf in einem Tag einen weiten Weg, hält dabei einen kleinen Spieß in der Hand, womit man steuert und sich behält, wenn es von einer Höhe abgeht oder wenn man zu fallen droht. Man sagt auch, daß die Leute dort große Hunde haben, die Schlitten ziehn.”
“Dahin kann man zur Sommerzeit der vielen Wasser und und Sümpfe halber nicht recht kommen, aber im Winter wohl. Wenn man dann reist,… zieht ein paarmal das Schiff über Land, von einem Bach in den andern.”
Als Gesandter bedeutete es damals, nicht nur auf den würdevollen Empfängen bei den Staatsoberhäuptern mitzuwirken, um gestellte Ziele bzw. diplomatische Kompromisse zu erreichen, sondern auch unter schwersten und gefärlichsten Bedingungen mehrere Meilen durch unbekannte Länder zu reisen…
Quellen: ISBN 9-78-5-88451-242-9
ISBN 3-7175-8038-8
Text: A. Senger,
Satzbau / Rechtschreibung: A. Keiser

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